Vielleicht haben Sie schon einen Hund zu Hause und überlegen Ihren Hund zum Assistenzhund als Helfer für Sie, Ihr Kind oder Ihren Partner auszubilden? Wahrscheinlich haben Sie sich dann schon mal gefragt, ob Sie mit Ihrem Hund an einem Eignungstest für die Assistenzhundausbildung teilnehmen sollten. Sicherlich sind Ihnen dann schon folgende Fragen durch den Kopf gegangen:
Welche Voraussetzungen benötigt mein Hund? Was muss mein Hund können für den Eignungstest? Wie läuft der Eignungstest ab?
Auf diese und weitere Fragen möchte Ihnen heute gerne eine Antwort geben.
Warum einen Eignungstest?
Das Deutsche Assistenzhunde-Zentrum bildet nur Hunde als Assistenzhund aus, die wirklich die notwendigen Wesenseigenschaften für die Arbeit als Assistenzhund mit bringen – im Sinne für unsere Kunden und alle Mitbürger. Assistenzhunde haben das Image von immer freundlichen Hunden, die niemanden beißen und sich in der Öffentlichkeit gut benehmen. Weil davon ausgegangen wird, dass sie keine Gefahr für andere Menschen darstellen, dürfen Assistenzhunde auch in Geschäfte, Schulen und Krankenhäuser mitgenommen werden, wo andere Hunde keinen Zutritt haben.
Würden wir jetzt einen Assistenzhund ausbilden, der mit der Weste des Deutschen Assistenzhunde-Zentrums in einen Supermarkt geht und dort einen anderen Kunden anknurrt oder nach einem Kind schnappt, das ihn anrempelt vor einem Regal, würde das Image aller Assistenzhunde und unserer Assistenzhunde vom Deutschen Assistenzhunde-Zentrum darunter leiden.
Unser Ziel ist, dass all unsere Assistenzhunde, die im Deutschen Assistenzhunde-Zentrum ausgebildet werden eine zuverlässige Hilfe für ihre Partner werden und als solche überall mitgenommen werden dürfen.
Deshalb ist es uns besonders wichtig, dass alle Hunde vor Beginn ihrer Ausbildung im Deutschen Assistenzhunde-Zentrum auf ihre Eignung als Assistenzhund getestet werden.
Ein weiterer Grund ist für Sie selber, zu wissen, dass Ihr Hund Ihnen auch später wirklich helfen kann. Ob Ihr Hund für seine spätere Aufgabe geeignet ist, hängt vor allem davon ab, welche Aufgabe das sein soll.
Wenn Sie einen LPF-Assistenzhund benötigen, der Ihnen Gegenstände apportieren soll, kann dies fast jeder Hund lernen. Selbst ein Hund, der nicht viel Freude am Apportieren hat, kann dies meist noch erlernen. Das dauert dann zwar länger, aber es ist möglich.
Wenn Sie einen Diabetikerwarnhund benötigen der Sie rechtzeitig vor Unterzuckerungen und Überzuckerungen warnt, muss Ihr Hund von sich aus die angeborene Fähigkeit hierzu mitbringen. In den meisten Fällen konnten Sie schon selber bei Ihrem Hund bemerken, wenn er Sie vor einer Unterzuckerung gewarnt hat ohne Training. Dieses kann weiter gefördert werden und Ihr Hund lernt zusätzlich sich als Assistenzhund zu verhalten. Aber selbst wenn Sie diese Fähigkeit noch nicht selber bei Ihrem Hund bemerkt haben, heißt das nicht, dass Ihr Hund wirklich nicht über diese Fähigkeit verfügt. Vielleicht haben Sie es bisher nur noch nicht erkannt. In diesem Fall hilft Ihnen der Eignungstest und das geschulte Auge unserer erfahrenen Assistenzhundtrainer zu erfahren, ob Ihr Hund Sie zuverlässig vorab warnen kann oder nicht.
Wenn Sie einen Epilepsiewarnhund benötigen, der Sie einige Minuten vor einem fokalen Anfall warnt, ist es für diese Aufgabe unbedingt notwendig, dass Ihr Hund über diese angeborene Fähigkeit, wie ein Diabetikerwarnhund, verfügt. Entweder haben Sie bereits selber bemerkt, dass Ihr Hund Sie vor einem Anfall gewarnt hat und möchten jetzt wissen, ob Sie ihn ausbilden lassen können oder Sie möchten von unseren erfahrenen Assistenzhundtrainern im Eignungstest erfahren, ob Ihr Hund im Vorfeld warnen kann. Selbst wenn Ihr Hund nicht über die Gabe verfügt, im Vorfeld warnen zu können, ist es möglich, Ihren Hund als Epilepsieanzeigehund auszubilden. Ihr Assistenzhundtrainer vor Ort wird mit Ihnen besprechen, ob diese Alternative für Sie in Frage kommt und Sie letztendlich entscheiden lassen.
Was ist der Eignungstest?
Im Eignungstest testen ich und meine Kollegen an den Standorten des Deutschen Assistenzhunde-Zentrums die spezielle Eignung Ihres Hundes auf Ihre gewünschten Assistenzhundaufgaben. Zusätzlich wird der Schwerpunkt beim Eignungstest auf das Wesen Ihres Hundes und seine Aggressionslosigkeit gelegt. Im Test berücksichtigen wir, für welche Aufgabe Ihr Hund ausgebildet werden soll. Wenn Ihr Hund als PTBS-Assistenzhund ausgebildet werden soll, werden teilweise andere Tests beim Eignungstest durchgeführt, als wenn Ihr Hund ein Diabetikerwarnhund werden soll.
Wie ist der Ablauf eines Eignungstests?
Sie melden sich am Standort des Deutschen Assistenzhunde-Zentrums, der Ihrem Wohnort am nächsten ist und teilen mit, dass Sie bereits einen Hund haben, mit dem Sie gerne die Ausbildung zum Assistenzhund an diesem Standort machen möchten.
Unsere Assistenzhundtrainer werden Ihnen dann mitteilen, dass sie Ihren Hund vorab auf seine individuelle Eignung testen müssten und Sie deshalb vorab mit Ihrem Hund zum Eignungstest vorbei kommen müssten. Wenn Ihr Hund den Eignungstest besteht, können Sie gerne sofort mit der Ausbildung beginnen und ab dann mit Ihrem Hund jede Woche oder alle zwei Wochen zu einem Training kommen.
Danach wird der Assistenzhundtrainer mit Ihnen einen Termin für den Eignungstest absprechen und Ihnen den genauen Ort und Treffpunkt für den Eignungstest mitteilen. Der Eignungstest findet immer in der Stadt des Standortes statt an öffentlichen Plätzen. An einem ruhigeren Ort, wie einer Wiese, wird das Wesen Ihres Hundes und Begegnungen mit Artgenossen getestet und an einem belebteren Ort, wie Innenstadt oder der Vorplatz eines Einkaufszentrums wird getestet, wie Ihr Hund mit stressigen Situationen und Sozialisierung umgeht.
In der Regel müssen Sie zum Eignungstest nur Ihren Hund, sich selber ggf. Ihre Familie auf Wunsch, Spielzeug für Ihren Hund und Leckerlis für Ihren Hund mitbringen.
Der Test beginnt mit dem Wesenstest und testet gleichzeitig wie gut Ihr Hund bereits Grundkommandos beherrscht und wie Ihr Hund mit Ihnen arbeitet. Während das angeborene Wesen des Hundes wichtig ist und darüber entscheiden kann, ob Ihr Hund den Eignungstest besteht, dient es nur der späteren Dokumentation für die Trainingsplanung, welche Grundkommandos Ihr Hund beherrscht und wie er mit Ihnen arbeitet. Selbst wenn Ihr Hund noch keine Grundkommandos kann, egal wie alt er ist, ist dies für ein Bestehen des Eignungstests irrelevant. Der Assistenzhundtrainer kann sich lediglich notieren, welche Grundkommandos Ihr Hund noch lernen müsste bis zur Assistenzhundprüfung. Auch wenn Ihr Hund kaum oder wenig Arbeitswillen zeigt, ist dies kein Ausschlusskriterium. Es zeigt allerdings, dass die Ausbildung Ihres Hundes etwas länger dauern könnte und etwas schwerer werden kann. Aber unmöglich wäre eine Ausbildung deshalb nicht.
Zusätzlich wird die Verträglichkeit mit Artgenossen getestet und wie Ihr Hund auf unerwartete Situationen reagiert. Danach wird der Spieltrieb Ihres Hundes getestet und damit der Will to please und wie Leckerli motiviert Ihr Hund ist. Wenn Ihr Hund kaum Spieltrieb hat oder sich nicht über Leckerlis motivieren lässt, schließt das eine Ausbildung als Assistenzhund nicht aus. Es bedeutet lediglich, dass der Assistenzhundtrainer dieses im Training berücksichtigen muss.
Im weiteren Verlauf wird getestet, ob Ihr Hund aggressionslos ist.
Zuletzt wird getestet, ob Ihr Hund für die Aufgaben, für die Sie ihn ausbilden möchten, geeignet ist.
Den gesamten Eignungstest absolvieren Sie gemeinsam mit Ihrem Hund. Bei einigen Aufgaben erklärt der Assistenzhundtrainer Ihnen, was Sie machen sollen. Bei anderen Aufgaben wird der Assistenzhundtrainer tätig, z.B. indem er den schwankenden Gang eines Betrunkenen mimt, der an Ihnen vorbeigeht. Alle Testaufgaben sind für Ihren Hund selbstverständlich gewaltfrei und die Aufgaben machen den meisten Hunden Spaß. Nach jeder Testaufgabe darf Ihr Hund, wenn von Ihnen gewünscht, zur Belohnung ein Leckerli und natürlich Lob erhalten.
Der Eignungstest dauert insgesamt ca. 1,5 Stunden.
Zu Hause wird der Assistenzhundtrainer den Eignungstest auswerten und Ihnen 1-2 Tage später Bescheid geben, wie das Ergebnis des Eignungstests aussieht.
Wenn Ihr Hund den Eignungstest für die Assistenzhundausbildung bestanden hat, können Sie im Anschluss einen Termin für das erste Training vereinbaren.
Welche Voraussetzungen sollte Ihr Hund mitbringen?
Zum Eignungstest können alle Hunde angemeldet werden, die schon bei ihren Besitzern leben und gerne eine Ausbildung an einem Standort des Deutschen Assistenzhunde-Zentrums absolvieren möchten.
Das Alter Ihres Hundes ist völlig unerheblich. Sie können Ihren Hund zu einem Eignungstest anmelden wenn er 10 Wochen alt ist und sie ihn gerade letzte Woche vom Züchter abgeholt haben, wenn Ihr Junghund 7 Monate alt ist, 11 Monate oder wenn Ihr Hund 5 Jahre alt ist. Auch wenn Ihr Hund bereits 8 Jahre alt ist, kann er bei Eignung die Ausbildung gerne noch beginnen.
Ebenso spielt die Rasse Ihres Hundes keine Rolle. Alle Rassen und Mischlinge sind gerne willkommen. Es ist uns egal, ob Ihr Hund von einem Züchter kommt und Papiere hat, aus einem Hobbywurf stammt oder aus dem Tierheim.
Einzig zählt das Wesen Ihres Hundes, das in der Regel angeboren ist.
Was sind Gründe, wenn ein Hund den Eignungstest nicht besteht?
Die einzigen beiden Gründe, warum ein Hund den Eignungstest nicht besteht, ist, wenn er nicht aggressionslos ist und somit nicht das erforderliche Wesen eines Assistenzhundes hat oder bei speziellen Warnhundaufgaben für z.B. Diabetiker, wenn der Hund nicht über die Fähigkeit zu warnen verfügt oder bei Signalhunden, die eine starke Aversion gegen Geräusche haben.
Das restliche Wesen von Assistenzhunden ist so vielfältig wie die Farben einer Landschaft. Es gibt Assistenzhunde, die sehr wesensfest sind und die nichts erschüttern kann und es gibt Assistenzhunde, die sehr sensibel und zurückhaltend hat und zu leichter Unsicherheit neigen. Es gibt Assistenzhunde, die sich gerne von jedem streicheln lassen wollen und es gibt viele Assistenzhunde, die Fremden gegenüber zurückhaltend oder sogar schüchtern sind. Solange die Hunde dabei immer freundlich bleiben und nicht übermäßig ängstlich reagieren, sondern allenfalls zurückhaltend, sind alle dieser Hunde als Assistenzhund geeignet.
Es ist ein Trugschluss, dass Assistenzhunde immer absolut wesensfest sein müssen, sich nie erschrecken dürfen oder sich immer gerne von jedem Fremden streicheln lassen müssen. Assistenzhunde sind auch „nur“ Hunde mit ihren ganz eigenen Persönlichkeiten. Sie haben ein Recht auf eine eigene Meinung und müssen keine Roboter sein. Solange sie immer freundlich sind und ihren Partner mit einer Reaktion nicht in Gefahr bringen, dürfen auch Assistenzhunde ihre ganz eigene Persönlichkeit haben.
Wie testen wir, ob ein Hund über die Fähigkeit als Diabetikerwarnhund oder Epilepsiewarnhund verfügt?
Viele Diabetiker fragten mich vor ihrem Eignungstest, ob es notwendig ist, dass der Diabetiker sich während des Eignungstests unterzuckern lässt, damit ich sehen kann, wie ihr Hund darauf reagiert. Das ist keinesfalls nötig. Vielmehr bitte ich immer darum, dass Diabetiker, soweit möglich ihren Blutzucker während des Eignungstests unter Kontrolle haben, damit der Hund während des Eignungstests nicht davon beeinflusst wird.
Die Fähigkeit, ob ein Hund im Vorfeld warnen kann bei Epileptikern und Diabetikern erkenne ich nur an dem individuellen Wesen des Hundes. Hierfür habe ich spezielle Eignungstests, die mir verraten, ob ein Hund zum Typ Warnhund gehört mit dieser Fähigkeit oder nicht. Das ist völlig unabhängig von Blutzuckerwerten oder einem fokalen Anfall.
Ich hoffe ich konnte Ihnen eine Einblick in die Eignungstest für bereits vorhandene Hunde geben und Ihnen die Angst vor einem Eignungstest ein bisschen nehmen.
Fiona Schäfer Head Assistenzhundtrainerin Deutsches Assistenzhunde-Zentrum