Sicherlich kennen Sie das. Sie haben mit Ihrem Hund Sitz geübt. Hierzu haben Sie sich vor Ihren Hund gestellt und Ihren Zeigefinger gehoben. Sie freuen sich, dass Ihr Hund jetzt jedes Mal Sitz macht, wenn Sie sich vor ihn stellen und Ihren Zeigefinger heben. Nach einem langen Arbeitstag sind Sie so geschafft, dass Sie sich in Ihren Sessel setzen, als Ihr Hund kommt. Sie heben Ihren Zeigefinger und Ihr Hund schaut Sie an, als wüsste er nicht, was Sie von ihm wollen. Was ist passiert?
Hunde sind meistens nicht gut im generalisieren. Ihr Hund hat bisher immer nur gelernt: Sie stehen vor ihm und heben Ihren Zeigefinger, also hat er das Sitzen mit Ihrem Stehen verknüpft.
Beim Assistenzhundtraining ist es wichtig, dass der Hund die Aufgaben in jeder Situation und überall zuverlässig ausführt. Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einen Rollstuhl angewiesen und können sich nicht selber bücken, um etwas aufzuheben. Morgens liegen Sie im Bett und Sie möchten Ihre Freundin anrufen, als Ihnen das Telefon herunterfällt. Jetzt möchten Sie, dass der Assistenzhund Ihnen das Telefon aufhebt, während Sie im Bett liegen.
Mittags sind Sie mit Ihrem Assistenzhund in einem Schuhgeschäft. Hinter Ihnen fällt Ihnen die Geldbörse herunter. Sie möchten, dass Ihr Hund Ihre Geldbörse aufhebt und bringt, obwohl Sie hinter Ihnen liegt. Abends sitzen Sie auf dem Fußboden im Wohnzimmer und bitten Ihren Assistenzhund Ihnen eine Flasche Saft vom Tisch zu bringen.
So sieht der Alltag eines Assistenzhundes aus. Damit der Assistenzhund so zuverlässig helfen kann, muss er vorher gelernt haben, eine Aufgabe zu generalisieren. Nur, wenn er die Aufgabe auch in jeder Situation und Position und überall ausführt, kann er die Aufgabe.
Probieren Sie doch ab jetzt auch mit Ihrem Hund Übungen zu generalisieren:
Kann Ihr Hund die Übung, wenn
– Sie stehen
– Sie liegen
– Sie sitzen
– Ihr Hund vor Ihnen ist
– Ihr Hund links von ihnen ist
– Ihr Hund rechts von Ihnen ist
– Ihr Hund hinter Ihnen ist
– Sie hocken
– Sie einen Hampelmann machen
– Sie laufen
– Ihr Hund gerade mit seinem Lieblingsspielzeug spielt
– Der beste Hundekumpel Ihres Hundes neben ihm steht
– Ihr Hund gerade einen fremden Hund sieht
– Ihr Hund eine Katze entdeckt hat
– Eine gefüllte Futterschüssel neben Ihrem Hund steht?
Wenn die Übung noch nicht in allen Situationen klappt, gehen Sie in kleinen Schritten vor. Verlangen Sie von Ihrem Hund noch nicht sofort, dass er die Übung ausführt, wenn seine Futterschüssel direkt neben ihm steht. Stellen Sie die Futterschüssel zehn Meter entfernt ab, dann fünf Meter, dann drei Meter, so dass Sie die Schwierigkeit langsam steigern.
Viel Spaß beim Üben!
Jana Bosch – Head Assistenzhundtrainer Deutsches Assistenzhunde-Zentrum
