Von Engeln und Welpen

Es gab eine Zeit, da dachte ich, Assistenhundewelpen werden bereits mit einer Art „Engel-Charakter“ geboren, wären zum Beispiel irgendwie zumindest ein bisschen mehr als andere kleine Hunde bemüht, die typischen Welpenschäden möglichst klein zu halten.  Zum Glück habe ich jetzt Ylvi, die meinen Denkfehler letzte Woche gründlich korrigiert hat 😉

In ihren ersten Wochen hier hat mich Ylvi Tag und Nacht mit Fiepen geweckt und angezeigt, dass sie mal muss. Dass ihre Fiep-Abstände immer größer wurden, habe ich mir damit weg-erklärt dass sie sich jetzt wahrscheinlich schon besser kontrollieren kann – bis ich an einem Abend meiner Nase hinter meinen Fernsehschrank gefolgt bin.. Interessiert beobachtete Ylvi, wie ich ihr geheimes Wohnungs-Dixi aus dem Teppichboden schrubbte.

Korrigieren kann ich sie nur, wenn ich sie In Flagranti dabei erwische, schon ein paar Sekunden später ist der Lerneffekt verloren, sie kann sich nicht mehr daran erinnern und mir bleibt nur kommentarloses Aufwischen. Sehr schöne Frustrationstoleranz-Übung für Menschen 😉

Mit konsequentem Sofort-unter-den-Arm-Klemmen nach dem Schlafen, Spielen und Fressen meldet sie sich jetzt wieder – Juhu! Sie schaut auch schon irritiert, wenn Fremde ihr ein Leckerli anbieten wollen, sodass ich genug Zeit habe, zu sagen, dass Sie das leider nicht nehmen darf. Es kostet mich (und vor allem sie) immer noch täglich Überwindung, dass sie Futter nur aus meiner Hand nehmen darf, aber die Arbeit ist es definitiv wert und sie funktioniert – man höre und staune – sogar bei meinem kleinen schwarzen Labbi-Staubsauger 😉

Seit ein paar Tagen stoppt sie auch schon viel zuverlässiger an jedem Straßenrand, schaut sich nach mir um, auf „Rüber“ flitzen wir beide über die Straße, ich klicke und belohne sie. Es ist ein Spiel für sie. Und so darf es denke ich auch sehr gerne sein. 🙂

Wir haben jetzt außerdem das Anstups-Training angefangen. Mehrmals täglich halte ich ihr einen kleinen bunten Klebezettel in meiner Innenhand in ihre Nähe und klicke und belohne sie, wenn sie ihn mit der Schnauze anstupst. Nachdem sie anfangs das Zettelchen fressen wollte, stupst sie jetzt schon zuverlässig meine Hand in vielen Umgebungen an J Diese Übung ist zum Beispiel nützlich für ihre Sozialisierung, wenn sie sich irgendwo etwas unsicher fühlen sollte, kann ich sie Dinge vor ihr antupsen lassen. In Ylvis Fall ist ein toller Nebeneffekt, dass ich sie dazu motivieren kann, weiterzugehen, wenn ihr spontan danach ist, sich einfach auf die Straße zu setzen.

 

Head Assistenzhundtrainerin Annika Frellesen

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